Studio: Bones
Genre: Comedy, Sci-Fi
Episoden: Unbekannt
Premiere: Juli 2014
Wer meine Reviews und Previews zur Winterstaffel 2013/2014 gelesen hat, weiss, dass ich von Anfang an Space Dandy gegenüber nicht sehr wohlwollend war. Als Gründe dafür habe ich das wohl tallentierteste Produktionsteam angeführt, dass jemals an einem Anime gemeinsam gearbeitet hat. Viele der Mitarbeiter von Cowboy Bebop und Samurai Champloo arbeiten an Space Dandy und einer meiner - in meiner nicht allzu beschiedenen Meinung: zurecht - liebsten Anime Regisseure, organisiert diese geballte Ladung konzentrierten Talentes. Das Ergebnis und damit sind vor allem die ersten Folgen der ersten Staffel von Space Dandy gemeint, war allerdings ziemlich ernüchternd, was mich in eine tiefe Sinnkrise gestürzt hatte, in der ich mich die Frage stellte: Wenn nicht einmal dieses Team einen innovativen Anime produzieren kann, wer dann?
Glücklicherweise gehöre ich zu den Menschen, denen ihre Unwissenheit bewusst ist und kann einen Fehler erkennen und zugeben. Meine harsche Kritik gegenüber den ersten Folgen von Space Dandy (im besonderen der allerersten Pilotfolge) rührte aus meinem Unverständnis her, was diese Titanen der Anime Industrie mit dieser Serie genau vorhaben. Doch mit der Zeit, Folge für Folge, setzte ich die Mosaiksteine zu einem kohärenten Bild zusammen und erkannte das Meisterwerk. Space Dandy ist genau das, was sein Produktionsteam ist: Eine konzentrierte Ladung purer kreativer Gewalt, die keine Rücksicht nimmt auf Konventionen, Regeln oder Erwartungen. Wenn Space Dandy mutmasslich Animestereotypen zelebriert, dann liegt das nicht an mangelnder Kreativität der Autoren, sondern daran, dass dieser Anime keine Stereotypen kennt - wie auch, denn er macht tabula rasa mit einem ganzen Medium.
Wenn man von dieser Prämisse ausgeht und sich Space Dandy noch einmal genauer anschaut, versteht man den Anime auch und lernt ihn zu lieben. Zugegeben, die Qualität der einzelnen Folgen variiert von Geniestreich bis hin zu "wtf?", aber das ist das Risiko, wenn man seiner Kreativität freien Lauf lässt und einen Witz dermassen überspitzt, dass er zu etwas Neuem, nicht immer beabsichtigtem, transformiert wird.
Es freut mich zu verkünden, dass Space Dandy II genau dort weitermacht, wo es aufgehört hat: Mit einer bombastischen Folge, die zeigt, weshalb dieser Anime einer der ganz Grossen ist. Durch einen interdimensionalen Faden werden unsere Helden in etliche Paralleluniversen gezogen, in denen sie andere Versionen von sich selber treffen. Durch (un)glückliche Umstände landen sie alle auf der Aloha Oe und bevölkern das Universum unserer Protagonisten. Doch dann taucht plötzlich das seltsamste Dandy-Trio auf, dass wir uns vorstellen können (ja, es geht noch seltsamer, als das Original), weshalb sich alle Dandys entschliessen den interdimensionalen Faden zu verbrennen (wtf???), mit einem überraschenden Ergebnis.
Ich nehme stark an, dass auch Space Dandy II ein holpriger Ritt wird mit Höhen und Tiefen, guten und weniger guten Folgen, doch für jemanden, der den immer wieder aufgegriffen Stereotypen eines verfahrenen und in seinen sich selber auferlegten Konventionen gefangenen Mediums (Anime), entfliehen will, ist Space Dandy (II) ein wahres Mekka kreativer Schöpfungskraft, die alles in sich vereint, was dieses grossartige Medium Anime von anderen Formaten unterscheidet: Es lässt uns die Regeln von Realität und von Raum und Zeit dekonstruieren und bietet uns ein völlig neues visuelles Erlebnis von Geschichten.
Wer die erste Staffel von Space Dandy gesehen hat und selbst die Folgen 3, 5, 6, 9, 11, 12 und 13 nicht besonders gemocht hat, sollte Space Dandy II meiden, denn dies ist eigentlich keine zweite Staffel, sondern eine getreue Fortsetzung der ersten Hälfte. Doch was heisst bei Space Dandy schon "eine getreue Fortsetzung"?
Fanservice und Fanservice Parodie ist deutlich vorhanden, allerdings sind die Gewaltdarstellungen nicht so intensiv, sodass diese Show für alle reiferen Teenies geeignet ist.
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