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Kollektiver Gefühlsrausch und kollektive Intelligenz

portgas

Otaku Experte
11 Juni 2014
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Water 7
Da ich das Thema sehr interessant finde, würde ich gerne eine Diskussion über kollektiven Gefühlsrauch und kollektive Intelligenz (auch: Schwarmintelligenz) führen. Der kollektive Gefühlsrausch beschreibt dabei irrationale Denken und Handeln der Masse und die Schwarmintelligenz die gemeinschaftliche Verhaltensweise. Um euch das näher zu verdeutlichen, hier ein paar Beispiele:

- jegliche Revolutionen,(Widerstands-)Bewegungen und Demonstrationen
- Massenhysterie um Einzelpersonen oder Gruppen wie Adolf Hitler, Josef Stalin, Papst Benedikt XVI, Dalai Lama, Barack Obama, The Beatles (Beatlemania), Michael Jackson etc.
- Massenhysterie um Ereignisse wie die WM oder Wahlen oder aber bestimmte Medien (Facebook, Twitter - um ein paar TV-Serien zu nennen: Game Of Thrones, Breaking Bad)

Meine Fragen dazu sind jetzt:
Was löst diesen Gefühlsrausch aus? Wieso denken wir in der Masse gleich/ähnlich und verlieren wir dabei unsere Identität? Lassen wir uns von Fremdmeinungen zu sehr beeinflussen? Schwimmen wir zu sehr mit dem Strom?
Wieso fällt es leicht in einer Gruppe Entscheidungen zu treffen? Wieso fühlt man sich sicher, wenn andere die selbe Meinung haben bzw. von deren Richtigkeit überzeugt sind? Wie wichtig sind Kritik und abweichende Meinungen in der Gesellschaft? Inwiefern wirkt sich das auf andere Bereiche aus (Wirtschaft, Aktienmarkt, Mode)?

Für mich stehen diese Sachverhalte in enger Verbindung mit Unmündigkeit. Wer nicht kritisch denken und reflektieren kann, vertraut der Masse und übergibt die Verantwortung. Es scheint fast so als würde die Masse eine Führungsperson benötigen, die ihnen die Verantwortung abnimmt. Viele schließen sich aber der Masse an, um das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu erleben. Meiner Meinung nach benötigt es einen starken und selbstsicheren Charakter, um Entscheidungen ohne Fremdeinwirkung zu treffen.
Wer gleicht seine Ergebnisse nicht mit Schulkameraden ab? Wer hat sich nicht einmal einen Rat von einem Freund geholt? Wer hat nicht einmal nach der Meinung der anderen gefragt? Zwar stabilisiert das unsere Sicherheit, kann aber auch sehr negativ ausfallen. Wenn ich zum Beispiel eine Gruppe eine Frage stellen würde, dessen Antwort sie nicht wüssten, würden alle nacheinander antworten und sich an anderen Personen aus der Gruppe orientieren, die sicher wirken bzw. sich der Mehrheit anschließen, da die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass die Antwort der Mehrheit richtig ist. Würde man jede Person einzeln fragen, würden sich die Ergebnisse nicht so annähern. Ist die Antwort der Gruppe z.B. falsch, würden alle Gruppenmitglieder falsch liegen, auch wenn sie ein anderes Ergebnis unabhängig von der Gruppe getroffen hätten.
Abweichende Meinung sind - wie der Ausdruck schon sagt - eine Minderheit, ich finde aber, dass sie äußerst wichtig sind. Wenn die Masse nicht vollkommen übereinstimmt, lassen sich Einzelpersonen dazu verleiten, nochmal über den Sachverhalt nachzudenken und sich gegebenenfalls umzuentscheiden. Individualität ist für mich leider ein wackeliger Begriff, denn aufgrund der Masse an Menschen kann nicht jeder einzeln betrachtet werden. Daher entstehen eher Bewegungen, Gruppierungen und Richtungen als Individualität.
Das Konsumverhalten der Masse gleicht sich übrigens auch an und so können Geschäftsentscheidungen in der Wirtschaft einfacher getroffen werden. Vorallem die Medien geben vor, was gerade im Trend ist. Welche Klamotten sind gerade in? Welcher Film ist besonders gut? Welches Buch ist am spannendsten? Das Medium Internet liefert alle Antworten. Häufen sich gute Rezensionen an, verleiht es den Kunden eher zum Kauf. Und das, weil die Masse sagt, was am Besten ist.

Fazit: Man kann mit der Masse abgleichen, sollte sich selbst aber immer ein Urteil bilden.

Ich bin schon gespannt auf eure Meinung!
 

Equinox

El Psy Congroo.
Ex-Mitarbeiter
Otaku König
4 Apr. 2014
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Space
AW: Kollektiver Gefühlsrausch und kollektive Intelligenz

Das ist gar nicht so einfach zu beantworten (zumindest für welche, die sich nicht speziell damit befassen). Grob gesagt, Mainstream heißt nicht umsonst Mainstream - Ich vermute mal, dass sich Menschen einfach sicherer fühlen, wenn sie eine große Masse um sich rum haben, die für das selbe gerade steht. Immerhin sieht man täglich, wie Individuen negativ angesehen werden und für Schlagzeilen sorgen. Was normal ist bestimmt eben die Masse (Normen) - und viele haben Angst, negativ aufzufallen und daher hält man sich an die Norm. Ich denke das lässt sich auch genau so auf andere Sachen übertragen, weil das Grundprinzip das selbe ist. Also auch der Hype und Massenhysterie. Ich denke, dass ein Großteil dieser Sachen unbewusst durch Angst gesteuert wird - Wer will sich denn nicht sicher fühlen?
 

Freeker

der nicht Langweiler
Otaku Gott
Ex-Mitarbeiter
25 Nov. 2013
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Eifel
Mein Opa sagt immer dass man nicht masse sein soll. Man soll sich steht's die eigene Meinung bilden. Ich persönlich kann dem nur zustimmen. Es ist wie damals in der Schule. Immer gab es Gerüchte aber bevor man sie verbreitet, sollte man sich vorher von der Richtigkeit überzeugen und sich erstmal neutral verhalten.
Aber woher kommt dieses Phänomen? Ich hab da die Theorie, dass es damit zusammen hängt, dass der Mensch zum einen ein herdentier ist und zum andren steht's in seinen Entscheidungen Bestätigung sucht.
Diese Herden Theorie lässt sich gut an der Geschichte verdeutlichen. Gutes Beispiel ist hier das wissenschaftliche Weltbild gegen das kirchliche. Die Kirche sagte die Erde ist eine Scheibe, die Wissenschaft sagte die Erde ist eine Kugel. Alle die die Meinung der Kirche nicht akzeptiert haben, wurden verfolgt und als Ketzer hingerichtet. Gibt noch mehr Beispiele aber das wäre jetzt zu viel.
Das andere ist dieser drang der Bestätigung. Man hat zum Beispiel eine komplett andere haarfarbe und findet es super aber wenn man dann die anderen fragt und die es nicht gut finden dann kann es sein dass sich die eigene Meinung dadurch ändert.

Ähnliches Beispiel ist der hype um shingeki no kyoujin. Alle hypen es und wollten das ich es mir anschaue. Hab ich irgendwann auch getan aber ohne Vorurteile. Als ich dann fertig war, fand ich den Anime nicht mal so super gut :D

Man sollte steht's versuchen sich eine eigene Meinung zu einem Thema zu bilden und sich nicht von der masse leiten lassen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Daimyo Tokugawa

東方の老練家
Animes.so Staff
Otaku Gott
21 Mai 2013
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Gensokyo
AW: Kollektiver Gefühlsrausch und kollektive Intelligenz

Mir ist das Ganze egal. Meistens gefallen mir Dinge, die der Gesellschaft nicht gefallen und andersherum. Ich schwimme in vielen Dingen gegen den Strom, weil die Dinge, die der Gesellschaft interessieren, mich nicht interessieren. Ich nehme mal das Beispiel Mode. Ich ziehe mir das an, was mir gefällt und nicht das, was aktuell modisch ist. So bleibe ich kleidungstechnisch individuell. Von Mode halte ich nicht viel. Öfters ist sie auch ziemlich seltsam, bei dem ich nur meinen Kopf schütteln kann. Und das Schlimme daran ist auch, dass Mode sehr teuer ist in manchen Fällen.
In manchen Dingen schwimme ich mit der Gesellschaft, da sie auch die gleichen Interessen wie ich hat, in manchen Dingen wiederum schwimme ich gegen sie. Manche Dinge sind für mich überflüssig, die die Gesellschaft gut/interessant findet.
Auch bestimmte Meinungen sind sehr kontrovers. Die Gesellschaft bildet zwar eine große Gemeinschaft von Menschen, das heißt aber nicht, dass sie auch immer Recht hat. Wenn man neutral eingestellt sein möchte, sollte man Medien vermeiden. Manche davon sind sehr subjektiv und geben vor, dass das, was irgendwie mal passiert ist, schlecht ist. Man sollte sich einfach selber eine Meinung bilden, damit man Dinge beurteilen kann. In großen Gesellschaften ist das ein Problem. Viele Menschen machen sich nicht die Mühe, selber nachzudenken und eine eigene Meinung zu haben.
Auch hier könnte ich ewig diskutieren, aber mir rennt etwas die Zeit davon.
 

Lilium

Gott
Otaku König
4 Feb. 2014
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in einem Glas
Die Gesellschaft ist eine Ansammlung von angeblich autonomen Individuen. Würde man uns fragen, wie z.B. in diesen Post, ob wir eigenstänig handeln, würde jeder von sich behaupten, inklusive mir, dass er es sei. Ich finde es lustig, solange wir diesen Gedanken im Kopf haben können wir alles und jedem folgen aber meinen es sei unserer eigen Werk. Eigentlich ist der Mensch auch nicht sozial veranlagt, er wurde gezwungen dazu um den Wunsch des Besitzes auszuleben und lässt sich dafür sogar freiheitlich einschränken. Es ist bequemer und einfacher Sachen die man wahrnimmt ohne zu überdenken zu verinnerlichen. Manche haben diese Fähigkeit sogar verlernt, aber aus Schutz werden wir alle weiter behaupten, das wir der Herrscher unserer Gedanken und selbst sind, paradox....
 

Skjuka

Otaku Amateur
12 Aug. 2014
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AW: Kollektiver Gefühlsrausch und kollektive Intelligenz

Der Mensch ist evolutionär nicht als Individuum gedacht, sondern als Gruppentier. Der Mensch braucht Führung. Jede Gruppe die irgendwo auf sich allein gestellt ist, entwickelt automatisch eine Hierrachie mit einem Anführer. Das war schon immer so. Schon seit wir uns noch mit Fäusten und Stöcken bekriegt haben. Und das wird sich auch für zumindest die nächsten paar tausend Jahre nicht ändern. Deswegen war auch die weitverbreiteste Saatsform die Monarchie. Das ganze wieder nur im Größeren Stil. Der Mensch will einen der den Ton angibt und ihm hinterherlaufen. Fehlt ein solcher Anführer, wie in unserer heutigen Gesellschaft, dann wird halt der breiten Masse gefolgt.
Es erfordert schon extrem viel Selbstvertrauen sich der breiten Masse entgegen zu stellen und einen anderen Weg zu gehen und das besitzten die meisten Menschen einfach nicht.
 

TakumiUsui

Ein Halunke
Nolife
Ex-Mitarbeiter
16 März 2014
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43
kamihonyaku.moe
AW: Kollektiver Gefühlsrausch und kollektive Intelligenz

Ich kann nur den über mir Recht geben, es fehlt den Menschen meisten das Selbstvertrauen um gegen den Storm zu schwimmen und wenn ist garnicht so leicht, denn die meisten haben Angst alleine zu sein und von der Masse nicht als "normal" empfunden zu werden. Solche Momente wollen die meisten nicht erleben und bleiben dann lieber in der Gruppe. Schon so war es am Anfang, so ist heute noch und so wird es auch bleiben.
 

llll

ヴァストローデ
Administrator
Animes.so Staff
Otaku Gott
16 Juli 2014
1.475
1.415
113
AW: Kollektiver Gefühlsrausch und kollektive Intelligenz

Eine menge Fragen, ich werde sie beantworten mit meiner eigenen Meinung:

Was löst diesen Gefühlsrausch aus, wieso denken wir in der Masse gleich/ähnlich und verlieren wir dabei unsere Identität?
-Warum die meisten in der Masse ähnlich denken ist sicher die Angst anders zu sein und abgestoßen zu werden, weil viele brauchen das Gemeisnchaftsgefühl einfach. Auf dauer verliert man seine Identität teilweise, zumindest weiß man selber nicht mehr wer man wirklich ist.

Lassen wir uns von Fremdmeinungen zu sehr beeinflussen und schwimmen wir zu sehr mit dem Strom?
-Ja, das sehe ich jeden Tag. Statussymbole und die Optik des eigenen Körpers sind nur zwei deutliche Beispiele. Frage ich Leute zu 9/11 wenn sie in einer Gruppe sind sagt keiner "fake", farge ich die personen alleine ist es "fake". Nur ein paar Beispiele. Dadurch gibt es zu wenig individuelle Gruppen, ja die Menschheit schwimt zu sehr gegen den Strom.

Wieso fällt es leicht in einer Gruppe Entscheidungen zu treffen? Wieso fühlt man sich sicher, wenn andere die selbe Meinung haben bzw. von deren Richtigkeit überzeugt sind?
-Weil die Selbstzweifel mit positiven Gedanken übermannt werden und die "Vorteile" nun mehr in den Vordergrund rücken. Zu dem wird man evtl. von den Anderen mehr respektiert wenn man auf deren Meinung hört. Nach dem Motto: Wenn andere das auch so sehen, dann stimmt es wohl.

Wie wichtig sind Kritik und abweichende Meinungen in der Gesellschaft?
-Meiner Meinung nach ist das wichtig aber leider viel zu selten, somit schwimmt der Strom in eine Richtung ohne Individaulität und ohne eigene Meinung. Dabei sind gearde abweichende Meinungen eine gute Inspiration.

Inwiefern wirkt sich das auf andere Bereiche aus (Wirtschaft, Aktienmarkt, Mode)?
-Sieht man das nicht oft geung draußen? Alle targen das gleiche. Gleiche Frisur, Kleidung jeder kauft das selbe an technischen Geräten wie Samsung etc. und denkt er wäre immernoch Individuell. Und durch die langsame Entwicklung und dem geringen Anspruch der Gesellschaft können z.B. Spieleentwickler wie Activision/EA immer das selbe verkaufen, auch Smartphonehersteller machen das.
 

マクシミリアン

Otaku Amateur
12 Okt. 2014
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Deutschland
AW: Kollektiver Gefühlsrausch und kollektive Intelligenz

ich bin zwar auch der meinung, dass der großteil dieser fragen ueber mangelndes selbstvertrauen beantwortet werden kann, aber meiner meinung nach ist dieser zustand nicht gegeben gewesen, sondern ein evolutionaerer prozess.
angefangen hat das alles wahrscheinlich mit der grauen vorzeit, der steinzeit, wo das recht des staerkeren galt. wer zu schwach war wurde platt gemacht oder musste sich unterwerfen. doch der mensch war eigentlich zur damaligen zeit ein zwar verhaeltnismaeßig intelligentes, aber dafuer koerperlich schwaches wesen. um ueberlegenere gegner, wie z.b. mammuts zu toeten musste mam zusammen kaempfen, wodurch wahrschrinlich das starke gefuehl in der gruppe sich entwickelte. der staerkere gab dabei immer noch natuerlich den ton an. im mittelalter, so finde ich wurde dann die individualitaet "ausgetrieben". hexenverbrennungen waren meist nur ein vorwand, um anders denkende und begabte menschen aus dem weg zu raeumen. seit einiger zeit existiert doch aber auch die meinung, dass die hexenverbrennungen nur inszeniert wurden, um die rolle der frau niedrig zu halten, weil jesus vater war und maria magdalena seine geliebte, und deren tochter julia das eigentlich goettlich auserkorene oberhaupt der katholischen kirche sein sollte (somit die macht in den haenden einr frau), weswegen die frau auch heute noch so schlecht in der gesellschaft gestellt ist. ich wuerde es persoenlich betrachtet auf die entwicklung unseres neuronalen system zurueckfuehren, welches gewisse instinkte steuert und unsere gesamte nonverbale kommunikation auch beeinflusst. dieses neuronale system ist sozusagen "ahnenwissen", gesammelte erfahrungen unserer vorfahren. auch wenn wir uns den massenhype anschauen ist das nur ein resultat gut geleisteter propangandaarbeit. dabei zeigte man nur vorherrschende verhaeltnisse auf und die masse teilte darauf die meinung, wenn es gut verkauft wurde, weil genau das sie betraf. es war nur eine aufgesetzte eigene meinung, wie die wahlen in der ddr.
lange rede, kurzer sinn: ich bin auch der meinung, dass die menschheit individuell betrachtet eine schwache lebensform ist, wegen mangelnden selbstvertrauens, aber das der grund fuer diesen heutign zustand der unmuendigkeit einen anderen evolutionaeren hintergrund besitzt.
 

Learza

Otaku Experte
23 Jan. 2014
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AW: Kollektiver Gefühlsrausch und kollektive Intelligenz

Viele Fragen, noch mehr Antworten

Und das ist gut so. Zunächst einmal möchte ich zwei Hauptgedanken, die immer wieder aufgetaucht sind aufgreifen:

Vorweg möchte ich mir für eventuell schlechte Satzstruktur entschuldigen. Ich versuche lediglich meine Gedanken authentisch, richtig und verständlich zu formulieren. Der gesamte Rest sollte außerdem mit einem dicken "meiner Meinung nach" zu verstehen sein, da ich davon absehen werde, es jeden Satz zu betonen.

Evolutionäres Aspekt:
Dieses Argument kann und will ich nicht als gültig akzeptieren, denn, wenn wir ein Herdentier sind, dass durch das Kollektiv stark und überlebensfähig geworden ist, so ist es für mich nicht nachvollziehbar, wie wir es anscheinend als normal empfinden, wenn wir gierig unsere Mitmenschen ausbeuten soweit es uns möglich ist (und dies freie Marktwirtschaft nennen), also entgegen dem Gemeinwohl arbeiten, aber ansonsten behaupten uns nicht von der Masse differentieren zu wollen/sollen/können.
Dieses Argument besteht für mich nur aus der Sicht von Personen, deren Denkweise z.B. eine sozialistische oder anarchistische (bitte nicht Anomie mit Anarchie verwechseln!) Strukturen als natürlich und erstrebenswert empfindet, da eine Erklärung für die Denkstruktur von (anderen) Menschen gesucht wird. Für die Masse ist dieses Argument in meinen Augen unzulässig, da es lediglich der Bequemlichkeit dient und versucht die eigenen widersprüchlichen Denkensweisen kompatibel zu machen. Ein Argument dafür, dass man nicht an sich arbeiten muss.

Mangelndes Selbstvertrauen:
Es gehört halt schon einiges dazu, sich vor eine Kamera zu stellen und zu sagen "...ich bin schwul. Und das ist auch gut so!". Ich sehe das ganze aber weniger als ein Problem der einzelnen, als ein gesellschaftschichtliches Problem. Dabei möchte ich ein paar Aspekte ansprechen, ohne sie weiter Auszuführen:
  1. Familienmodell: Häufig ist kein Elternteil sondern z.B. RTL für die Erziehung der Kinder zuständig.
  2. Schule: Die Schule ist meiner Erfahrung und der Erfahrung vieler meiner Bekannten nach keine Einrichtung mehr, in der eigenständiges Denken gelehrt oder belohnt wird.
  3. Medienwahn: Wir konsumieren bewusst und unbewusst soviel Werbung und Normen, dass sie aufgrund ihrer schieren Masse Einfluss auf uns haben.
  4. Zukunftaussichten: Langfristige Planung ist nicht/kaum mehr möglich.
  5. Unmündigkeit im Sinne der klassischen Aufklärung.

Nun noch ein zwei Kommentare, da das zentrale ja bereits von meinen Vorrednern gesagt wurde:

Unabhängig zu sein ist heute im engeren Sinne nicht mehr Möglich, auch nicht in einer kleineren Gruppe. Das heißt, wir sind auf die Gesellschaft angewiesen und müssen Teil dieser (genauer: des Staates) sein. Wenn man nun berücksichtigt, in welcher Form man Abgaben entrichten und Leistungen erbringen muss, ohne die wahl zu haben, in welcher Form unser Leben juristisch umfasst wird, was wir tun dürfen und was wir nicht tun dürfen, wie sehr wir Geschäftsbedingungen und Verträgen unterliegen, die wir meist nicht einmal gelesen haben bzw nicht zustimmen wollen, wir uns aber dazu genötigt sehen (Beispiel: finde mal eine Wohnung, in der du dich nicht an die Nachtruhe halten musst), so muss man sich unweigerlich die Frage stellen, ob man noch "frei" ist.
Die gängige Antwort dazu ist "Natürlich sind wir frei!", wir müssen dafür eventuell des Begriff der Freiheit nur etwas nachbessern. Denn ich würde sagen, dass wir zwar geschäftlich frei sind, aber nicht als natürlich als Person frei sind. Als überspitzes Beispiel: Wenn wir durch unsere Lebensumstände dazu gezwungen sind, 16 Stunden am Tag zu arbeiten und nach fünf Jahren als gebrochener Mensch Selbstmord begehen, so wäre wir immernoch geschäftlich frei gewesen, ich würde uns aber keinesfalls als frei im Sinne einer natürlichen Person bezeichnen.
Nun die Frage: Warum redet der Typ solange von Freiheit und Unabhängigkeit, wenn es doch um das Kollektiv geht? Nun ja: wenn wir unsere Individualität ablegen und das tun, was alle tun, so bewegen wir uns in einem Rahmen, der so geschaffen wurde, dass wir uns darin ein wenig nach links und rechts bewegen können und uns so "frei" fühlen können, solange wir diesen Rahmen nicht verlassen wollen. Worauf ich also hinaus will, ist, dass die Anpassung an die Gesellschaft für mich mit dem Drang nach Freiheit stark verbunden ist. Daher ist es zum Interesse des Einzelnen geworden, nicht aus der Reihe zu tanzen.

Weiter möchte ich noch ansprechen, weshalb ich gerne Beispiele aus wirtschaftlichen Situationen nehme. Für mich ist die Wirtschaft und die Meinung des Pöbels/des Proletariats oder wie ihr es gerne nennen wollt, eng verbunden. So ist es die Wirtschaft, die über Werbung und Presse einen bedeutenden Anteil von dem Kontrolliert, was wir in unser Gehirn aufnehmen. Auf das Thema "unabhängige Presse" möchte ich hier nur verweisen. Und um aus Unternehmenssicht zu sprechen: Ist es nicht viel effektiver, die Zielgruppenanzahl zu reduzieren, bzw. zu versuchen, die Zielgruppen, deren Bedürfnisse nur schwer zu erfüllen sind bezüglich des Marktanteils unbedeutend zu machen?
Um hier mal etwas konkreter zu werden, eine Stellungsnahme zum Mindestlohn, da mir da immer wieder die Galle bei einigen Argumentationen hoch kommt und hier eigentlich wunderbar zu sehen ist, wie Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Presse agieren.
Der Mindestlohn, der in einer Höhe von 8,50€/Stunde kommen wird wurde in dieser Höhe vor etwas 12-14 Jahren (kurz nach der Jahrtausendwende, leider kann ich keinen Beleg mehr dafür finden) berechnet und als angemessen bezeichnet. Damals gab es aber noch keine wirkliche Mehrheit für diese Idee. Das lag, meines Erachtens nach, hauptsächlich daran, dass sich seit Gründung der BRD Produktivität, Inflation und Lohnerhöhungen in einem engen Rahmen bewegt haben und daher wenig Handlungsbedarf bestand. Seit den Hartz-Reformen, über die ich ansonsten nichts sagen möchte, trifft dies nicht mehr zur. Seither stagniert die Lohnentwicklung gerade im Niedriglohnsetkor. Daher einigte man sich jetzt, dass ein Stundenlohn von 8,50€, wie vor über zehn Jahren ausgerechnet wurde wohl notwendig sei (Inflation ftw!).
Mit der Begründung, dass einige Arbeiten halt nicht mehr Wert sind oder sonst unrentabel werden, wurde so ein Mindestlohn geschaffen, der bei Vollzeitarbeit den beschäftigten wohl gerade so über Hartz hinaus bringt (sprich: nicht empfangsberechtigt ist). Ein höherer Satz bzw wegfallende Ausnahmen wären außerdem nicht möglich, da man keine "falschen Anreize" setzen möchte. Das hat jeder bestimmt schonmal irgendwo gelesen oder gehört.
Es scheint aber kein flascher Anreiz für die Unternehmen zu sein, für einfache Arbeiten vornehmlich Kinder/Jugendliche einzusetzen und diese mit der Volljährigkeit zu entlassen. Dabei habe ich nicht mehr als das gleiche Argument auf die andere Seite angewandt. Es ist mir ein Rätsel, wie dies gemeinhin geschluckt wird.
Persönlich bin ich übrigens der Meinung, dass ein Mindestlohn einen Nettoverdienst von >=120% der möglichen Leistungen durch Hartz etc. garantieren muss, um eine würdige Arbeit zu sein und es evetnuell auch schlecht gestellten Familien zu ermöglichen, Kinder nicht nur in die Welt zu setzen, sondern auch zu erziehen. Denn diese wichtigste aller Aufgaben einer Gesellschaft - die Zukunftssicherung - wird hier vernachlässigt

Dazu noch das Große Tabu aus der wirtschaftlichen Ecke:
Wirtschaftswissenschaften sind keine Naturwissenschaften, sondern Gesellschaftswissenschaften/Geisteswissenschaften. Diese leben und entwickeln sich durch Diskussion und Abwägung verschiedener Ideen. Warum darf man dann über dieses nicht diskutieren?

Falls ihr euch nun fragt, warum ich immer noch über Wirtschaft bzw Löhne rede: beobachtet euch mal einen Tag und versucht herauszufinden, wie viele eurer Entscheidungen durch wirtschaftliche Gesichtspunkte beeinflusst werden. Wie oft würded ihr euch anders entscheiden, wenn ihr 20% mehr monatlich zur Verfügung hättet?
Dieser Gier- bzw Geizaspekt beeinflusst mich z.B. erstaunlich oft, wie ich ungern zugebe.

Damit habe ich das eigentliche Thema wohl eher nur gestreift, aber für mich ist es nur Teil des Bildes, dass ich hier versucht habe zu skizzieren, kann auch leider nicht alles vernünftig in Worte fassen, aber wenn ich dies hier zusammenfass soll, würde ich wohl sagen: Das ist der Amazon-Facebook-Zeitgeist.

edit: entschuldigt, wenn das weniger philosophisch klingt, aber, im Gegensatz zu Individuen, bin ich bei Strukturell schädlichen Zuständen, die am besten zu meiner Zeit entstanden sind/sich weiterentwickelt haben, ich also mitverantwortlich bin, sehr aggressiv. Ich meine, es werde inzwischen wieder Angriffskriege mit deutscher Unterstützung/Beteidigung, also auch in meinem Namen geführt - ich könnte ******.
 
Zuletzt bearbeitet:

Yume

Λ K U M U
Seelenverkäufer
10 Apr. 2016
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63
Sarkomand
AW: Kollektiver Gefühlsrausch und kollektive Intelligenz

Ich habe mir den Startpost durchgelesen, den Rest allerdings nur überflogen, kann also sein, dass das, was ich schreibe hier z.T. schon erwähnt wurde.
Was die "Massenintelligenz" angeht ist das mMn eher eine Massendummheit, wie man an der Defnition dieses "Phänomens" von
11210 schrieb:
im 1. Post eigentlich auch schon sieht. Menschen (und auch andere Säugetiere) reagieren in Gruppen reflexartig/intuitiv und nicht bedacht & überlegt. Bestes Beispiel: Panik. (Referenz: Loveparade 2010)
Solches Verhalten ist aber genetisch bedingt und war (und ist für die meisten Säugetiere heute immer noch) überlebenswichtig, um sich früh genug vor Predatoren in Sicherheit zu bringen. Trotzdem, mit Intelligenz hat das nichts zu tun.

Das ist jetzt aber ein Beispiel, das sich auf eine Verhaltensweise bezieht, die sich nicht entwickelt, sondern die intuitiv innerhalb eines Sekundenbruchteils "entschieden" wird. Religiöse oder politische Anhängerschaften, oder auch Kaufverhalten durch Rezensionen etc, das ist etwas anderes, weil man in diesen Fällen viel mehr Zeit hat um darüber nachzudenken. Was diese "langfristige Massendummheit" angeht würde ich mich da gerne auf den Rationalismus von Descartes beziehen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Rationalismus)
Kurz und knackig auf den Punkt gebracht, besagt er eigentlich nur, dass es unmöglich ist, jedes Wissen selbst zu ergründen und daher logisch, dass wir unserer "Elite" vertrauen. Denn wenn man ganz ehrlich ist: Von uns hier Anwesenden kann niemand wissen, ob die Erde denn auch tatsächlich rund ist. Oder ob das Universum endlichist. Oder dass Materie aus Atomen&Elektronen&Protonen (oder gar Quarks und/oder Strings) besteht. Woher auch? Mit anderen Worten: Ab einem bestimmten Punkt müssen wir der Elite unserer Rasse in dem jeweiligen Gebiet vertrauen, oder zumindest von deren Meinung ausgehen. Es ist uns zwar nicht einmal möglich, zu überprüfen, ob die Elite denn überhaupt die Elite ist, aber das führt zu einem anderen Thema. Der Punkt ist, dass wir irgendwann eine Grenze erreichen, wo wir Gewissheit durch unser eigenes Wissen nur durch unverhältnismäßig großen Zeitaufwand erzielen könnten, der es schlichtweg nicht wert ist, da unsere Lebenszeit dafür wahrscheinlich nicht mal ausreichen würde. Die Frage ist jetzt aber: Wo ist diese Grenze?

Natürlich muss das jeder für sich selbst entscheiden, und jeder meint dabei, richtiger zu liegen als der andere. Unsere eigene Meinung ist und bleibt eine Schlussfolgerung mit einem ziemlich eingeschränkten Wissenshorizont von einem recht stupiden Organismus, der denkt, er wäre intelligent.
Ja, das ist meine aufrichtige Meinung dazu und die wird von solchen Szenarien wie dem Holocaust oder dem IS perfekt wiedergespiegelt: Leute, die nur begrenzten Input (in diesem Fall durch fanatisches Umfeld) bekommen, fangen irgendwann an, das als eigene Meinung zu akzeptieren und glauben selbst daran. Und da hilft es nichts den Leuten die Schuld zu geben, denn min 90% von uns würden unter diesen Umständen genauso handeln, sondern man muss das System untersuchen und versuchen zu verstehen, was die Beweggründe dafür sind und dann dagegen vorgehen.
 
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