Ich habe zuerst meinen Augen nicht getraut als ich gesehen habe, dass es kein Review zu Shingeki no Kyojin gab! Also dachte ich mir, dass ich dies ändern muss :=)
Wie immer gilt natürlich, dass Feedback und Reaktionen, in welcher Form auch immer, sehr willkommen sind und geschätzt werden!
Shingeki no Kyojin
Der Anime, der “Anime” retten wird. Selten hat eine Show einen dermassen riesen Hype im Vorfeld ausgelöst, wie Shingeki no Kyojin – Attack on Titan. Eine Serie kann nie einem solchen Hype gerecht werden, aber Shingeki kommt ihm verdammt nahe. Eine spannende Story, viel Aktion, eine düstere Welt und die genialsten Bösewichte – Titanen – die ich je gesehen habe in einem Anime, machen diese Show einzigartig. Einige Schnitzer bei den Animationen und eher schwache Hauptcharaktere trennen diese Serie vom Legenden-Status.
Synopsis
Die Handlung von Shingeki no Kyojin dreht sich um den jungen Eren Jaeger, seine Adoptivschwester Mikasa Ackerman und Armin, die zusammen mit dem verbliebenen Rest der Menschheit in Städten leben, die durch riesige Mauern vor den Angriffen der sogenannten Titanen, gigantischen humanoiden Wesen, die Menschen scheinbar grundlos verschlingen, geschützt sind. Doch eines Tages durchbrechen die Titanen die erste Mauer und die Menschen werden weiter zurückgedrängt.
Produktion
Angriff auf Titan erscheint ursprünglich als Manga monatlich im Bessatsu Shonen Magazine. WIT Studio, ein Teil von Production I.G adaptiert es seit Frühling 2013 als Anime. Production I.G ist ein Topshot unter den japanischen Animationsstudios. 1989 gegründet, hat es seit dem etliche erfolgreiche Animes produziert. Ghost in the Shell: (Stand Alone Complex), Blood+, Psycho-Pass, Kuroko no Basket oderSuisei no Gargantia sind einige der berühmtesten oder neueren Werke des Studios. Man muss nur einen Blick auf das Cast von Shingeki werfen, um zu verstehen warum diese Serie von den Fans so intensiv antizipiert wurde. Der Director Tetsuro Araki hat in Werken wie Gungrave, Black Lagoon, Death Noteoder Highschool oft the Dead mitgewirkt. Drehbuchautor ist Yasuko Kobayashi, welcher schon für dasDrehbuch von Death Note und Claymore verantwortlich war. Man könnte hier noch einige weitere berühmte Namen heraus picken, wie den Charakterdesigner Kyoji Asano, bekannt als Animationsdirektor von Blood+, Ghost in the Shell oder Guilty Crwon, doch dies würde ins Endlose führen.
Animation 7.5/10:
Shingeki no Kyojin weist grundsätzlich eine hohe Animationsqualität auf. Gerade die Hintergrundanimation ist atemberaubend und sehr Detailreich. Die angestrebte Atmosphäre einer mittelalterlichen/früh-neuzeitlichen Welt ist perfekt eingefangen. Die Aktionszenen sind grandios gestaltet, vor allem wenn die Soldaten sich mit ihrem 3D-Gear von Baum zu Baum in altbekannter Spiderman Manier schwingen. Die Charaktermodelle sind ebenfalls phänomenal gelungen. Die Gesichter wirken weich, weisen individuelle Züge auf und sind wunderschön Koloriert. Sie sind keine Gesichtsarchetypen, was man am Beispiel von Mikasa deutlich sieht, denn ihre orientalische Abstammung wird durch die dunklere Hautpigmentierung und den leicht grösseren Augen deutlich. Der Alterungsprozess der Figuren zwischen Folge 1 und 2 ist eindeutig erkennbar, gerade daran scheitern viele guten Studios. Man merkt auf den ersten blick, dass es sich in der ersten Folge, um 10-12 jährige Kinder handelt und ab Folge zwei um junge Erwachsene im Alter von 16-17.
Leider wird es auch deutlich, dass ein Grossteil des Animationsbudgets in die Aktionszenen geflossen ist. Teilweise fallen deutlich niedrige Frameraten auf, die ab und zu sogar in Standbilder münden. Es fallen immer wieder Animationsfehler auf und das atemberaubende Charakterdesign wird durch ein schwaches Rendering getrübt. Schwarze Ränder sind erkennbar und in den Farben dominieren matschige Brauntöne. Mann muss auch festhalten, dass die generelle Animationsqualität ab der zweiten Hälfte der Serie abnimmt.
Story 9/10
Schon ab der allerersten Szene zieht die Serie einen in ihren magischen Bann. Untermalt von dramatischer Backgroundmusik blickt ein furchterregender, riesiger Titan über die 50 Meter hohen Mauern der Stadt Trost und man kann das bevorstehende Unheil, das der armen Bevölkerung droht, nur erahnen. Die schiere Verzweiflung und Aussichtslosigkeit des gut 100 jährigen Kampfes der Menschen gegen die Titanen wird brillant eingefangen. Egal was die tapferen Soldaten unternehmen, egal welche genialen Taktiken sie sich einfallen lassen, sie schaffen es selbst nach einem Jahrhundert nicht herauszufinden von wo die Titanen herkommen.
Soweit ist die Handlung nichts Neues. Die Menschheit wird im Angesicht eines übermächtigen Feindes nahezu ausgerottet, da taucht ein Teenager auf, der geliebte Menschen verliert und schwört Rache zu nehmen. Diese Story hat jeder Animefan in irgendeiner Form schon einmal gesehen. Was Shingeki no Kyojin so besonders macht ist nicht der Grundriss seiner Geschichte, sondern deren Inszenierung.
Die Brutalität und Gnadenlosigkeit dieser Welt wird von Director Araki gnadenlos graphisch gezeigt bis zu dem Punkt an dem man als Zuschauer von Eckel überfallen am liebsten wegschalten wollte. Doch genau in diesem Spannungsverhältnis zwischen Horror und Neugierde, liegt der Zauber von Shingeki no Kyojin. Der Terror dieser erbarmungslosen Welt wird durch zerfetzte junge Menschen, schockierte Soldatengesichter und unter PTSD leidenden Veteranen transportiert. Doch die Serie bietet uns immer wieder Geheimnisse und stellt uns vor rätselhafte Fragen, deren Antworten wir unbedingt erfahren wollen, oder in meinem Fall erfahren müssen! Trotz der Brutalität will man weiterschauen, man will mit den Protagonisten zusammen die schrecklichen Geheimnisse rund um die Titanen aufdecken.
Die Titanen sind eigentlich die wahren Stars von Shingeki no Kyojin. Ihr groteskes Erscheinungsbild – verzerrte, lachende, kindlich-süsse Gesichter getragen von deformierten und nackten Körpern – und ihr perfides Verhalten machen sie zu den eindrücklichsten Bösewichten, welche ich je, nicht nur in Animes, sondern sogar in Hollywoodfilmen, gesehen habe. Sie töten Menschen nicht nur, sondern verspeisen sie genüsslich, obwohl sie keine Nahrung im herkömmlichen Sinne brauchen. Andere Lebewesen lassen sie in Frieden sein. Sie sind gehirnlose, unberechenbare „Maschinen“, deren äusseres Erscheinungsbild erschreckend süss sein kann. Sie werden von Menschenmengen angezogen und wenn sie ihre Opfer jagen, so wirken sie wie kleine Kinder, die Fangen spielen oder sich mit Tauben verschrecken vergnügen. Wahrlich, ein Feind, der jeden mutigen Krieger in den Wahnsinn zu treiben vermag.
Der Plot variiert zunächst im Tempo etwas, wird ab der zweiten hälfte der Serie aber intensiver. In den ersten beiden Folgen wird die totale Vernichtung der äusseren Mauer gezeigt. Danach kommen eher ruhigere Folgen, die sich auf das militärische Training der Haupt- und Nebenfiguren konzentrieren. Dabei wird viel Zeit für die Porträtierung der wichtigsten Figuren investiert. Es wird ein Grundstein für eine Charakterentwicklung gelegt. Gerade als man die jungen Männer und Frauen rund um Eren zu lieben lernt, fängt das Gemetzel an, an dem sogar George R. R. Martin seine Freunde hätte. In einigen Fällen kann man erraten, wer lebt und wer stirbt, allerdings sollte man sich auch auf einige Überraschungen gefasst machen. „Überraschungen“ ist ein Stichwort, das bei einem Review über Shingeki no Kyojin nicht fehlen darf, denn die Plottwists haben es in sich. Die Handlungen nehmen zeitweise Wendungen, die man unmöglich vorhersehen kann, ohne plump und unglaubwürdig zu wirken. Dieser Mix aus offenen Fragen, epischen Handlungswendungen, einzigartigen Bösewichten, angereichert mit Brutalität und Terror machtShingeki no Kyojin so unwiderstehlich. Ärgerlich ist nur, dass gerade wenn die Aktion und Spannung am Höhepunkt angelangt ist, nervige Flashbacks das Tempo unterbrechen und uns prägende Ereignisse aus der Vergangenheit der Hauptfiguren zeigen. Dies erinnert etwas an die Verfremdungseffekte des brechtschen Theaters, hat aber in diesem Anime nichts verloren. In der Wertung schlägt sich dies mit einem Punkt Abzug nieder. Mehr darf es nicht sein, da die Show so viele positive Aspekte hat, die teils sehr originell sind. In diesem Fall überwiegt das viele Positive, das eine Negative zu stark.
Charaktere 6/10:
So brillant die Inszenierung der Geschichte ausfällt, so unspektakulär sind die Hauptcharaktere. Eren ist ein eher langweiliger Protagonist. In seiner Kindheit entwickelt er einen ausgeprägten Abenteuersinn (wie Armin übrigens auch) und will die Welt hinter den Mauern seiner Heimat sehen. Die Scoutlegion bewundert er zutiefst und will ihr unbedingt beitreten. Seit den traumatischen Erlebnissen rund um die Zerstörung der äusseren Mauer; nachdem er mit ansehen muss, wie seine Mutter von einem Titanen verspeist wird, ist in seinem Herzen nur noch Platz für Hass und Rachegelüste. Er schwört alle Titanen eigenhändig zu töten.
Dies ist schon alles was es zu Eren zu sagen gibt. Solche Helden kann man als Archetypen bezeichnen, die in unendlich vielen Animes vorkommen (Man denke zum Beispiel an die Serie Naruto). Mit der Zeit werden seine naiven Vorstellungen was den Krieg gegen Titanen anbelangt desillusioniert, allerdings macht er darüber hinaus keine bedeutende Entwicklung durch.
Mikasa ist sogar noch langweiliger als Eren, dafür um einiges spektakulärer in den Kämpfen. Sie hat eine nahezu übernatürliche athletische Begabung und selbst unter den Elitetruppen der Scoutlegion gibt es nur einen, der sich Ihresgleichen nennen darf. Erens Handlungsmotivator ist seine Lust nach Rache aber auch ein sehnlicher Wunsch, sich und die Menschheit vom Joch der Titanen zu befreien. Mikasa allerdings hat überhaupt keinen Handlungsantrieb, ausser ihren nahezu krankhaften Wunsch mit Eren zusammen zu sein. Sie versucht ihn mehrmals davon zu überzeugen den Streitkräften nicht beizutreten, als sie damit scheitert, tritt sie selber bei, nur um Eren zu beschützen und sich nicht von ihm trennen zu müssen. Darüber hinaus hat sie kein genuin eigenes Interesse gegen die Titanen zu kämpfen. Ihren Lebenssinn findet sie ausschliesslich in Eren. Für mich ist sie damit eine der unsympathischsten weiblichen Hauptfiguren, die ich mir vorstellen kann. Am Charakterdesign von Mikasa scheinen über 60 Jahre Emanzipationsgeschichte unbemerkt vorbeigezogen zu sein. Dies ist leider eine allgemein verbreitete Krankheit in Animes und Mangas, ich wünsche mir unbedingt stärkere Frauen (Haupt)Figuren.
Armin hingegen stimmt mich doch noch etwas optimistisch. Sein Talent findet er in seinen geistigen Fähigkeiten, physisch ist er absolut unbegabt. Trotzdem schafft er es diese Schwäche zu überwinden und ein Soldat zu werden. Noch wichtiger ist, dass er seine Angst zu überwinden vermag und sich dem Terror der Titanen stellt und überlebt. Mikasa ist emotional dermassen gestört, dass sie Angst gar nicht zu empfinden vermag und Eren wird auch nie mit seiner persönlichen Furcht konfrontiert.
Wirklich zu glänzen vermag Shingeki no Kyojin nur mit seinen komplexen und sympathischen Nebencharakteren. Jean ist diejenige Figur, die sich am meisten Wandelt. Am Anfang will er nur zur Militärpolizei, um ein ruhiges und sicheres Leben in der innersten Mauer zu haben, doch mit dem Tod seiner Kameraden konfrontiert, überdenkt er seine Lebenseinstellung komplett und tritt der Scoutlegionbei. Sein Sinneswandelt bleibt aber glaubwürdig.
Andere Nebenfiguren vermögen es uns dermassen zu überraschen, dass man nur noch mit offener Kinnlade und grossen Augen ungläubig vor dem Fernseher sitzen kann und sich fragt „was zur Hölle ist da gerade passiert?“. Nur ihnen verdankt Shingeki in der Sparte „Charaktere“ eine durchschnittliche Wertung von 6/10.
Sound 8.5/10:
Die musikalische Hintergrundbegleitung vermag stets zu überzeugen und ist taktvoll eingesetzt. Das fulminante Opening vermag es den Zuschauer von der ersten Note an in seinen Sessel zu drücken. Meistens überspringe ich dieOpenings, doch dieses hier schaue ich mir jedes Mal an, auch wenn ich gerade die zehnte Episode hintereinander abspiele. Text wie auchVisuals passen sehr zum Gesamtcharakter der Serie. Das Ending ist ebenfalls sehr gut gelungen. Trotzdem reicht es "nur" für eine Wertung 8.5/10. Ab Folge 13 wird das geniale Opening durch ein anderes ersetzt. Dieses ist zwar nicht schlecht, doch verglichen mit dem ersten, kann es kaum mithalten und es versprüht nicht annähernd dasselbe epische Grundgefühl. Da diese Einschätzung eher subjektiven Vorlieben entspricht, darf sie in die Wertung nicht einfliessen. Der Abzug wird durch die mangelnde Varietät des Soundtracks begründet, der zu einem grossen Teil aus geringen Abänderungen des Hauptthemesongs besteht. Ausserdem ist das erste Ending, Utsukushiki Zankoku na Sekai von Yoko Hikasa, ziemlich unspektakulär ausgefallen und vermag es nicht, sich in die Erinnerung der Zuschauerinnen und Zuschauer zu krallen.
Fazit 8/10:
Shingeki no Kyojin überzeugt durch gute Animation, die jedoch das hohe Niveau, wie es in den Kampfszenen zu bestaunen ist, nicht konstant halten kann. Oft sinkt die Framerate in den Keller, Standbilder kommen zu oft vor und Animationsfehler trüben das Gesamtbild. Wen dies nicht stark stört, der wird dafür durch einen atemberaubenden Plot belohnt. Die brutale, graphische Gewalt ist Mittel zum Zweck und nicht einfach da, um den Zuschauer auf einfallslose Art zu schocken. Sie dient dazu die Stimmung und Atmosphäre einer Welt zu illustrieren, die von einem schrecklichen Feind beherrscht wird: den Titanen. Diese grotesken Wesen sind brutale Killer, wirken aber zugleich irgendwie albern. Sie gehören mitunter zu den am besten ausgearbeiteten und innovativsten Bösewichten, die ich je gesehen habe. Sie sind keine intelligenten Wesen aber auch keine Tiere. Am ehesten sind sie mit Kleinkindern und Babys zu vergleichen. Sie fressen nur Menschen, keine anderen Lebewesen, doch nicht, um Hunger zu stillen oder zu überleben. Ihre Jagt auf Menschen wirkt wie ein Spiel. Während Eren, Mikasa und Armin versuchen mehr über sie herauszufinden, werden sie mit mehr Fragen und Rätseln als mit Antworten konfrontiert. Je mehr man über die Titanen weiss, desto weniger versteht man sie. Trotzdem müssen die Protagonisten als Mitglieder der Scoutlegion einen Weg finden diesen übermächtigen Feind zu schlagen. Dabei wartet Shingeki no Kyojin mit Plottwists und Überraschungen auf, die so unerwartet sind, dass sie selbst den grössten Skeptiker in ehrfürchtiges Staunen versetzen. Als wäre dies nicht genug, bietet I. G Productions ein Opening, das selbst nach Folge 12 Gänsehaut bereitet. Leider wurde dieses ab Folge 13 durch ein Neues ersetzt. Unter anderen Umständen würde ich es vielleicht als gut bezeichnen, jedoch vermag es nicht aus dem Schatten von Guren no Yumiya hervorzutreten.
Die Serie muss leider auch bei der Charakterdarstellung- und entwicklung Federn lassen. Eren wird nur von Hass und Rache angetrieben und fällt damit zu eindimensional aus. Er wird kaum mit seinen Ängsten konfrontiert wie zum Beispiel Armin. Mikasas einziger Existenzgrund ist Eren. Sie ist krankhaft fixiert auf ihn und handelt nie aus eigenem Antrieb. Ihre einzige Funktion in der Serie ist es Eren aus brenzligen Situationen zu befreien. Einziger Lichtblick sind die wirklich gut gelungenen Nebencharaktere, die sympathisch und komplex sind. Ausserdem kann man in ihnen tatsächlich eine Entwicklung nachvollziehen, nachdem sie den Schrecken der Titanen kennen lernen.
Shingeki no Kyojin ist zu Recht eins der am meisten antizipierten Animes 2013. Die Serie vermag es trotz ihren Mängeln den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen und wird nie langweilig. Mitreissende Aktionszenen werden durch Plottwists abgelöst, die man nur mit dem englischen Ausdruck „mindblowing“ adäquat umschreiben kann. Das Cliffhangerpotential ist enorm hoch und man kann kaum erwarten, dass es mit der nächsten Folge weiter geht. Definitiv ein must watch für jeden Animefan!
Wie immer gilt natürlich, dass Feedback und Reaktionen, in welcher Form auch immer, sehr willkommen sind und geschätzt werden!
Shingeki no Kyojin
Der Anime, der “Anime” retten wird. Selten hat eine Show einen dermassen riesen Hype im Vorfeld ausgelöst, wie Shingeki no Kyojin – Attack on Titan. Eine Serie kann nie einem solchen Hype gerecht werden, aber Shingeki kommt ihm verdammt nahe. Eine spannende Story, viel Aktion, eine düstere Welt und die genialsten Bösewichte – Titanen – die ich je gesehen habe in einem Anime, machen diese Show einzigartig. Einige Schnitzer bei den Animationen und eher schwache Hauptcharaktere trennen diese Serie vom Legenden-Status.
Synopsis
Die Handlung von Shingeki no Kyojin dreht sich um den jungen Eren Jaeger, seine Adoptivschwester Mikasa Ackerman und Armin, die zusammen mit dem verbliebenen Rest der Menschheit in Städten leben, die durch riesige Mauern vor den Angriffen der sogenannten Titanen, gigantischen humanoiden Wesen, die Menschen scheinbar grundlos verschlingen, geschützt sind. Doch eines Tages durchbrechen die Titanen die erste Mauer und die Menschen werden weiter zurückgedrängt.
Produktion
Angriff auf Titan erscheint ursprünglich als Manga monatlich im Bessatsu Shonen Magazine. WIT Studio, ein Teil von Production I.G adaptiert es seit Frühling 2013 als Anime. Production I.G ist ein Topshot unter den japanischen Animationsstudios. 1989 gegründet, hat es seit dem etliche erfolgreiche Animes produziert. Ghost in the Shell: (Stand Alone Complex), Blood+, Psycho-Pass, Kuroko no Basket oderSuisei no Gargantia sind einige der berühmtesten oder neueren Werke des Studios. Man muss nur einen Blick auf das Cast von Shingeki werfen, um zu verstehen warum diese Serie von den Fans so intensiv antizipiert wurde. Der Director Tetsuro Araki hat in Werken wie Gungrave, Black Lagoon, Death Noteoder Highschool oft the Dead mitgewirkt. Drehbuchautor ist Yasuko Kobayashi, welcher schon für dasDrehbuch von Death Note und Claymore verantwortlich war. Man könnte hier noch einige weitere berühmte Namen heraus picken, wie den Charakterdesigner Kyoji Asano, bekannt als Animationsdirektor von Blood+, Ghost in the Shell oder Guilty Crwon, doch dies würde ins Endlose führen.
Animation 7.5/10:
Shingeki no Kyojin weist grundsätzlich eine hohe Animationsqualität auf. Gerade die Hintergrundanimation ist atemberaubend und sehr Detailreich. Die angestrebte Atmosphäre einer mittelalterlichen/früh-neuzeitlichen Welt ist perfekt eingefangen. Die Aktionszenen sind grandios gestaltet, vor allem wenn die Soldaten sich mit ihrem 3D-Gear von Baum zu Baum in altbekannter Spiderman Manier schwingen. Die Charaktermodelle sind ebenfalls phänomenal gelungen. Die Gesichter wirken weich, weisen individuelle Züge auf und sind wunderschön Koloriert. Sie sind keine Gesichtsarchetypen, was man am Beispiel von Mikasa deutlich sieht, denn ihre orientalische Abstammung wird durch die dunklere Hautpigmentierung und den leicht grösseren Augen deutlich. Der Alterungsprozess der Figuren zwischen Folge 1 und 2 ist eindeutig erkennbar, gerade daran scheitern viele guten Studios. Man merkt auf den ersten blick, dass es sich in der ersten Folge, um 10-12 jährige Kinder handelt und ab Folge zwei um junge Erwachsene im Alter von 16-17.
Leider wird es auch deutlich, dass ein Grossteil des Animationsbudgets in die Aktionszenen geflossen ist. Teilweise fallen deutlich niedrige Frameraten auf, die ab und zu sogar in Standbilder münden. Es fallen immer wieder Animationsfehler auf und das atemberaubende Charakterdesign wird durch ein schwaches Rendering getrübt. Schwarze Ränder sind erkennbar und in den Farben dominieren matschige Brauntöne. Mann muss auch festhalten, dass die generelle Animationsqualität ab der zweiten Hälfte der Serie abnimmt.
Story 9/10
Schon ab der allerersten Szene zieht die Serie einen in ihren magischen Bann. Untermalt von dramatischer Backgroundmusik blickt ein furchterregender, riesiger Titan über die 50 Meter hohen Mauern der Stadt Trost und man kann das bevorstehende Unheil, das der armen Bevölkerung droht, nur erahnen. Die schiere Verzweiflung und Aussichtslosigkeit des gut 100 jährigen Kampfes der Menschen gegen die Titanen wird brillant eingefangen. Egal was die tapferen Soldaten unternehmen, egal welche genialen Taktiken sie sich einfallen lassen, sie schaffen es selbst nach einem Jahrhundert nicht herauszufinden von wo die Titanen herkommen.
Soweit ist die Handlung nichts Neues. Die Menschheit wird im Angesicht eines übermächtigen Feindes nahezu ausgerottet, da taucht ein Teenager auf, der geliebte Menschen verliert und schwört Rache zu nehmen. Diese Story hat jeder Animefan in irgendeiner Form schon einmal gesehen. Was Shingeki no Kyojin so besonders macht ist nicht der Grundriss seiner Geschichte, sondern deren Inszenierung.
Die Brutalität und Gnadenlosigkeit dieser Welt wird von Director Araki gnadenlos graphisch gezeigt bis zu dem Punkt an dem man als Zuschauer von Eckel überfallen am liebsten wegschalten wollte. Doch genau in diesem Spannungsverhältnis zwischen Horror und Neugierde, liegt der Zauber von Shingeki no Kyojin. Der Terror dieser erbarmungslosen Welt wird durch zerfetzte junge Menschen, schockierte Soldatengesichter und unter PTSD leidenden Veteranen transportiert. Doch die Serie bietet uns immer wieder Geheimnisse und stellt uns vor rätselhafte Fragen, deren Antworten wir unbedingt erfahren wollen, oder in meinem Fall erfahren müssen! Trotz der Brutalität will man weiterschauen, man will mit den Protagonisten zusammen die schrecklichen Geheimnisse rund um die Titanen aufdecken.
Die Titanen sind eigentlich die wahren Stars von Shingeki no Kyojin. Ihr groteskes Erscheinungsbild – verzerrte, lachende, kindlich-süsse Gesichter getragen von deformierten und nackten Körpern – und ihr perfides Verhalten machen sie zu den eindrücklichsten Bösewichten, welche ich je, nicht nur in Animes, sondern sogar in Hollywoodfilmen, gesehen habe. Sie töten Menschen nicht nur, sondern verspeisen sie genüsslich, obwohl sie keine Nahrung im herkömmlichen Sinne brauchen. Andere Lebewesen lassen sie in Frieden sein. Sie sind gehirnlose, unberechenbare „Maschinen“, deren äusseres Erscheinungsbild erschreckend süss sein kann. Sie werden von Menschenmengen angezogen und wenn sie ihre Opfer jagen, so wirken sie wie kleine Kinder, die Fangen spielen oder sich mit Tauben verschrecken vergnügen. Wahrlich, ein Feind, der jeden mutigen Krieger in den Wahnsinn zu treiben vermag.
Der Plot variiert zunächst im Tempo etwas, wird ab der zweiten hälfte der Serie aber intensiver. In den ersten beiden Folgen wird die totale Vernichtung der äusseren Mauer gezeigt. Danach kommen eher ruhigere Folgen, die sich auf das militärische Training der Haupt- und Nebenfiguren konzentrieren. Dabei wird viel Zeit für die Porträtierung der wichtigsten Figuren investiert. Es wird ein Grundstein für eine Charakterentwicklung gelegt. Gerade als man die jungen Männer und Frauen rund um Eren zu lieben lernt, fängt das Gemetzel an, an dem sogar George R. R. Martin seine Freunde hätte. In einigen Fällen kann man erraten, wer lebt und wer stirbt, allerdings sollte man sich auch auf einige Überraschungen gefasst machen. „Überraschungen“ ist ein Stichwort, das bei einem Review über Shingeki no Kyojin nicht fehlen darf, denn die Plottwists haben es in sich. Die Handlungen nehmen zeitweise Wendungen, die man unmöglich vorhersehen kann, ohne plump und unglaubwürdig zu wirken. Dieser Mix aus offenen Fragen, epischen Handlungswendungen, einzigartigen Bösewichten, angereichert mit Brutalität und Terror machtShingeki no Kyojin so unwiderstehlich. Ärgerlich ist nur, dass gerade wenn die Aktion und Spannung am Höhepunkt angelangt ist, nervige Flashbacks das Tempo unterbrechen und uns prägende Ereignisse aus der Vergangenheit der Hauptfiguren zeigen. Dies erinnert etwas an die Verfremdungseffekte des brechtschen Theaters, hat aber in diesem Anime nichts verloren. In der Wertung schlägt sich dies mit einem Punkt Abzug nieder. Mehr darf es nicht sein, da die Show so viele positive Aspekte hat, die teils sehr originell sind. In diesem Fall überwiegt das viele Positive, das eine Negative zu stark.
Charaktere 6/10:
So brillant die Inszenierung der Geschichte ausfällt, so unspektakulär sind die Hauptcharaktere. Eren ist ein eher langweiliger Protagonist. In seiner Kindheit entwickelt er einen ausgeprägten Abenteuersinn (wie Armin übrigens auch) und will die Welt hinter den Mauern seiner Heimat sehen. Die Scoutlegion bewundert er zutiefst und will ihr unbedingt beitreten. Seit den traumatischen Erlebnissen rund um die Zerstörung der äusseren Mauer; nachdem er mit ansehen muss, wie seine Mutter von einem Titanen verspeist wird, ist in seinem Herzen nur noch Platz für Hass und Rachegelüste. Er schwört alle Titanen eigenhändig zu töten.
Dies ist schon alles was es zu Eren zu sagen gibt. Solche Helden kann man als Archetypen bezeichnen, die in unendlich vielen Animes vorkommen (Man denke zum Beispiel an die Serie Naruto). Mit der Zeit werden seine naiven Vorstellungen was den Krieg gegen Titanen anbelangt desillusioniert, allerdings macht er darüber hinaus keine bedeutende Entwicklung durch.
Mikasa ist sogar noch langweiliger als Eren, dafür um einiges spektakulärer in den Kämpfen. Sie hat eine nahezu übernatürliche athletische Begabung und selbst unter den Elitetruppen der Scoutlegion gibt es nur einen, der sich Ihresgleichen nennen darf. Erens Handlungsmotivator ist seine Lust nach Rache aber auch ein sehnlicher Wunsch, sich und die Menschheit vom Joch der Titanen zu befreien. Mikasa allerdings hat überhaupt keinen Handlungsantrieb, ausser ihren nahezu krankhaften Wunsch mit Eren zusammen zu sein. Sie versucht ihn mehrmals davon zu überzeugen den Streitkräften nicht beizutreten, als sie damit scheitert, tritt sie selber bei, nur um Eren zu beschützen und sich nicht von ihm trennen zu müssen. Darüber hinaus hat sie kein genuin eigenes Interesse gegen die Titanen zu kämpfen. Ihren Lebenssinn findet sie ausschliesslich in Eren. Für mich ist sie damit eine der unsympathischsten weiblichen Hauptfiguren, die ich mir vorstellen kann. Am Charakterdesign von Mikasa scheinen über 60 Jahre Emanzipationsgeschichte unbemerkt vorbeigezogen zu sein. Dies ist leider eine allgemein verbreitete Krankheit in Animes und Mangas, ich wünsche mir unbedingt stärkere Frauen (Haupt)Figuren.
Armin hingegen stimmt mich doch noch etwas optimistisch. Sein Talent findet er in seinen geistigen Fähigkeiten, physisch ist er absolut unbegabt. Trotzdem schafft er es diese Schwäche zu überwinden und ein Soldat zu werden. Noch wichtiger ist, dass er seine Angst zu überwinden vermag und sich dem Terror der Titanen stellt und überlebt. Mikasa ist emotional dermassen gestört, dass sie Angst gar nicht zu empfinden vermag und Eren wird auch nie mit seiner persönlichen Furcht konfrontiert.
Wirklich zu glänzen vermag Shingeki no Kyojin nur mit seinen komplexen und sympathischen Nebencharakteren. Jean ist diejenige Figur, die sich am meisten Wandelt. Am Anfang will er nur zur Militärpolizei, um ein ruhiges und sicheres Leben in der innersten Mauer zu haben, doch mit dem Tod seiner Kameraden konfrontiert, überdenkt er seine Lebenseinstellung komplett und tritt der Scoutlegionbei. Sein Sinneswandelt bleibt aber glaubwürdig.
Andere Nebenfiguren vermögen es uns dermassen zu überraschen, dass man nur noch mit offener Kinnlade und grossen Augen ungläubig vor dem Fernseher sitzen kann und sich fragt „was zur Hölle ist da gerade passiert?“. Nur ihnen verdankt Shingeki in der Sparte „Charaktere“ eine durchschnittliche Wertung von 6/10.
Sound 8.5/10:
Die musikalische Hintergrundbegleitung vermag stets zu überzeugen und ist taktvoll eingesetzt. Das fulminante Opening vermag es den Zuschauer von der ersten Note an in seinen Sessel zu drücken. Meistens überspringe ich dieOpenings, doch dieses hier schaue ich mir jedes Mal an, auch wenn ich gerade die zehnte Episode hintereinander abspiele. Text wie auchVisuals passen sehr zum Gesamtcharakter der Serie. Das Ending ist ebenfalls sehr gut gelungen. Trotzdem reicht es "nur" für eine Wertung 8.5/10. Ab Folge 13 wird das geniale Opening durch ein anderes ersetzt. Dieses ist zwar nicht schlecht, doch verglichen mit dem ersten, kann es kaum mithalten und es versprüht nicht annähernd dasselbe epische Grundgefühl. Da diese Einschätzung eher subjektiven Vorlieben entspricht, darf sie in die Wertung nicht einfliessen. Der Abzug wird durch die mangelnde Varietät des Soundtracks begründet, der zu einem grossen Teil aus geringen Abänderungen des Hauptthemesongs besteht. Ausserdem ist das erste Ending, Utsukushiki Zankoku na Sekai von Yoko Hikasa, ziemlich unspektakulär ausgefallen und vermag es nicht, sich in die Erinnerung der Zuschauerinnen und Zuschauer zu krallen.
Fazit 8/10:
Shingeki no Kyojin überzeugt durch gute Animation, die jedoch das hohe Niveau, wie es in den Kampfszenen zu bestaunen ist, nicht konstant halten kann. Oft sinkt die Framerate in den Keller, Standbilder kommen zu oft vor und Animationsfehler trüben das Gesamtbild. Wen dies nicht stark stört, der wird dafür durch einen atemberaubenden Plot belohnt. Die brutale, graphische Gewalt ist Mittel zum Zweck und nicht einfach da, um den Zuschauer auf einfallslose Art zu schocken. Sie dient dazu die Stimmung und Atmosphäre einer Welt zu illustrieren, die von einem schrecklichen Feind beherrscht wird: den Titanen. Diese grotesken Wesen sind brutale Killer, wirken aber zugleich irgendwie albern. Sie gehören mitunter zu den am besten ausgearbeiteten und innovativsten Bösewichten, die ich je gesehen habe. Sie sind keine intelligenten Wesen aber auch keine Tiere. Am ehesten sind sie mit Kleinkindern und Babys zu vergleichen. Sie fressen nur Menschen, keine anderen Lebewesen, doch nicht, um Hunger zu stillen oder zu überleben. Ihre Jagt auf Menschen wirkt wie ein Spiel. Während Eren, Mikasa und Armin versuchen mehr über sie herauszufinden, werden sie mit mehr Fragen und Rätseln als mit Antworten konfrontiert. Je mehr man über die Titanen weiss, desto weniger versteht man sie. Trotzdem müssen die Protagonisten als Mitglieder der Scoutlegion einen Weg finden diesen übermächtigen Feind zu schlagen. Dabei wartet Shingeki no Kyojin mit Plottwists und Überraschungen auf, die so unerwartet sind, dass sie selbst den grössten Skeptiker in ehrfürchtiges Staunen versetzen. Als wäre dies nicht genug, bietet I. G Productions ein Opening, das selbst nach Folge 12 Gänsehaut bereitet. Leider wurde dieses ab Folge 13 durch ein Neues ersetzt. Unter anderen Umständen würde ich es vielleicht als gut bezeichnen, jedoch vermag es nicht aus dem Schatten von Guren no Yumiya hervorzutreten.
Die Serie muss leider auch bei der Charakterdarstellung- und entwicklung Federn lassen. Eren wird nur von Hass und Rache angetrieben und fällt damit zu eindimensional aus. Er wird kaum mit seinen Ängsten konfrontiert wie zum Beispiel Armin. Mikasas einziger Existenzgrund ist Eren. Sie ist krankhaft fixiert auf ihn und handelt nie aus eigenem Antrieb. Ihre einzige Funktion in der Serie ist es Eren aus brenzligen Situationen zu befreien. Einziger Lichtblick sind die wirklich gut gelungenen Nebencharaktere, die sympathisch und komplex sind. Ausserdem kann man in ihnen tatsächlich eine Entwicklung nachvollziehen, nachdem sie den Schrecken der Titanen kennen lernen.
Shingeki no Kyojin ist zu Recht eins der am meisten antizipierten Animes 2013. Die Serie vermag es trotz ihren Mängeln den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen und wird nie langweilig. Mitreissende Aktionszenen werden durch Plottwists abgelöst, die man nur mit dem englischen Ausdruck „mindblowing“ adäquat umschreiben kann. Das Cliffhangerpotential ist enorm hoch und man kann kaum erwarten, dass es mit der nächsten Folge weiter geht. Definitiv ein must watch für jeden Animefan!
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