Review: Banished – Ein-Mann-Projekt stellt Maxis Sim City in den Schatten
Banished zeigt auf eindrückliche Art zu was ein Mensch alleine fähig ist, der mit etwas Intelligenz und ganz viel Leidenschaft ein Game entwickeln will. Die Aufbau- und Stadtsimulation zieht den Spieler von der ersten Minute an in ihren Bann und weckt das gute alte SimCity Gefühl und damit ist nicht der Frust von EAs und Maxis SimCity (2013) gemeint.
Der erste Versuch nach dem Tutorial ist grausam gescheitert. Der zweite und dritte auch, trotz einfachster Stufe. Erst nach dem vierten und fünften Mal ist es mir gelungen meine Dorfbewohner durch mehr als 10 Winter durchzubringen und die erste Naturkatastrophe zu überstehen. Banished kommt nicht an die Komplexität eines SimCitys heran, dafür gibt es zu wenig Gebäudearten und Upgrademöglichkeiten, dafür hat es eine Spieltiefe, die sich mit jedem AAA Tittel der letzten Jahre messen kann.
Die ersten Schritte
Zusammen mit zwanzig Gefährten beginne ich meinen Traum von Freiheit auf einer zufällig generierten Karte und lege den Grundstein für meine Siedlung. Dieser erste Grundstein, falsch gelegt, kann verheerende Folgen nach sich ziehen, die erst fünf Jahre später ersichtlich werden. Deshalb muss jedes Bauvorhaben genauestens geplant werden. Baut man von Beginn weg zu viele Häuser, steigt die Bevölkerung viel zu schnell an und kann kaum mit genug Nahrung versorgt werden. Konzentriert man sich aber nur auf Fischereien – vorausgesetzt man hat das Glück einen Fluss oder See in der Nähe zu haben – und Jagdhütten, können wir unsere Siedler nicht mit ausreichend Werkzeugen ausrüsten, denn diese werden mit der Zeit abgenutzt und müssen erneuert werden. Wird der Getreideanbau zu stark forciert und bebaut man immer wieder denselben Boden über mehrere Jahre hinweg, so verliert er an Fruchtbarkeit. Hat der Spieler noch nie etwas von Dreifelderwirtschaft gehört, wird er schnell in den Wahnsinn getrieben.
Die wichtigste Ressource von Banished sind die Siedler und Zeit. Ohne Siedler und einem guten Zeitmanagement gibt es keine Steine, kein Holz und kein Essen und ja, Siedler sterben schneller als man denkt. Neben Nahrungsknappheit führt Brennholzmangel im Winter zu Todesfällen oder Seuchen raffen uns die geliebten Dorfbewohner dahin.
Stein und Holz werden gesammelt indem man ein Gebiet markiert und den Dorfbewohner somit den Auftrag erteilt alles abzubauen, das sie verwenden können. Die Ressourcen werden im Freien gehortet und von Handwerkern weiterverarbeitet, die daraus Gebäude, Brennholz und Allerlei herstellen, was man zum überleben braucht.
Die Sims
Als Darolyn und Yamila ihr erstes Kind bekommen haben, war dies der erste Zuwachs im neuen Dorf. Der Kleine hiess Ameron und ich habe fast in die Tischkannte gebissen als Darolyn, Fischer von Beruf, gestorben ist, weil ich als Bürgermeister versagt habe. Die Sims von Banished wirken nicht wie anonymen Klone, die wir nur brauchen, um unser Dorf am laufen zu halten, sondern sind Menschen, die dem Spieler oder der Spielerin ans Herz wachsen. Die Häuser werden von echten Familien bewohnt, welche Kinder bekommen aber auch Mitglieder auf natürliche Weise verlieren können. Um den Verstorbenen zu gedenken sollten Friedhof und Kirche gebaut werden, wenn man nicht will, dass die Dorfbewohner auf Dauer unglücklich und somit unproduktiv werden.
Das Handeln der Sims ist jederzeit nachvollziehbar und alles andere als generisch. Als Darolyn noch unter uns weilte, ging er jeden Tag an den Fluss, um Fische zu fangen, welche er am Ende seines Arbeitstages in die Dorfscheune brachte, um anschliessend nach Hause zu seiner Familie zu gehen, wo das Abendessen auf ihn wartete; oder eben nicht. Alle Dorfbewohner haben glaubhafte Bedürfnisse, die es zu befriedigen gilt, wenn man das Dorf auf Dauer erhalten will.
Späte Spielphase
Es ist erfreulich, dass Banished auch nach einigen Stunden Spielzeit nicht an Tiefe verliert, im Gegenteil, je grösser ein Dorf ist, desto mehr muss man sich um seine Schäfchen kümmern. Alkohol ist bekanntlich doch eine (glücklich machende) Lösung und Kinder müssen eben doch zur Schule gehen, wenn später etwas aus ihnen werden soll, oder wir missbrauchen sie als Kinderarbeiter und lassen sie in der Eisenmine schuften.
In der späten Spielphase zeigt sich wie gut man am Anfang vorausgeplant hat. Wurde der demographischen Entwicklung zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, hat man nicht genug Arbeiter sobald die ältere Generation auszusterben beginnt und kann die Nahrungsversorgung nicht mehr gewährleisten.
Mit etwas Pech besucht uns ein Tornado und verwüstet bis zu 99% der Siedlung. Man kann solche Naturkatastrophen allerdings ausschalten, was zumindest für Anfänger empfehlenswert ist.
Fazit
Es muss nicht immer die schönste und Aufwändigste Grafik sein. Tausend verschiedene Gebäudetypen und Komplexität ohne Zweck sind nicht immer der richtige Weg. Es geht auch ohne Onlinezwang. Banished und dessen Entwickler Luke Hodorowicz zeigen dies auf eindrückliche Weise und kommen ohne Millionenbudget bestens zurecht. Wie ist es möglich, dass ein einziger Entwickler eine AAA Produktion wie SimCity (2013) dermassen ins Abseits drängt? Auf den Punkt gebracht: indem er sich tatsächlich von der Fragestellung leiten lässt, was sein Zielpublikum (Aufbau- Städtesimulation Spieler) tatsächlich spielen will und dessen Bedürfnisse durch das Spiel und nicht durch die Marketingabteilung befriedigen lässt. Banished überzeugt durch Spieltiefe, intelligentes Gameplay und eine sehr persönliche Simulation der Bewohner, die auch Maxis versprochen, aber nie geliefert hat.
Banished hat einen gefährlichen Suchtfaktor, der mich selbst nach über vierzig Stunden Spielzeit nicht loslässt und kann allen Simulationsliebhabern empfohlen werden. Aber auch andere Gamer, die ein Spiel haben wollen, das klug, tiefgründig und herausfordernd ist, werden ihre Freude an diesem Indie Titel haben.
Banished zeigt auf eindrückliche Art zu was ein Mensch alleine fähig ist, der mit etwas Intelligenz und ganz viel Leidenschaft ein Game entwickeln will. Die Aufbau- und Stadtsimulation zieht den Spieler von der ersten Minute an in ihren Bann und weckt das gute alte SimCity Gefühl und damit ist nicht der Frust von EAs und Maxis SimCity (2013) gemeint.
Der erste Versuch nach dem Tutorial ist grausam gescheitert. Der zweite und dritte auch, trotz einfachster Stufe. Erst nach dem vierten und fünften Mal ist es mir gelungen meine Dorfbewohner durch mehr als 10 Winter durchzubringen und die erste Naturkatastrophe zu überstehen. Banished kommt nicht an die Komplexität eines SimCitys heran, dafür gibt es zu wenig Gebäudearten und Upgrademöglichkeiten, dafür hat es eine Spieltiefe, die sich mit jedem AAA Tittel der letzten Jahre messen kann.
Die ersten Schritte
Zusammen mit zwanzig Gefährten beginne ich meinen Traum von Freiheit auf einer zufällig generierten Karte und lege den Grundstein für meine Siedlung. Dieser erste Grundstein, falsch gelegt, kann verheerende Folgen nach sich ziehen, die erst fünf Jahre später ersichtlich werden. Deshalb muss jedes Bauvorhaben genauestens geplant werden. Baut man von Beginn weg zu viele Häuser, steigt die Bevölkerung viel zu schnell an und kann kaum mit genug Nahrung versorgt werden. Konzentriert man sich aber nur auf Fischereien – vorausgesetzt man hat das Glück einen Fluss oder See in der Nähe zu haben – und Jagdhütten, können wir unsere Siedler nicht mit ausreichend Werkzeugen ausrüsten, denn diese werden mit der Zeit abgenutzt und müssen erneuert werden. Wird der Getreideanbau zu stark forciert und bebaut man immer wieder denselben Boden über mehrere Jahre hinweg, so verliert er an Fruchtbarkeit. Hat der Spieler noch nie etwas von Dreifelderwirtschaft gehört, wird er schnell in den Wahnsinn getrieben.
Die wichtigste Ressource von Banished sind die Siedler und Zeit. Ohne Siedler und einem guten Zeitmanagement gibt es keine Steine, kein Holz und kein Essen und ja, Siedler sterben schneller als man denkt. Neben Nahrungsknappheit führt Brennholzmangel im Winter zu Todesfällen oder Seuchen raffen uns die geliebten Dorfbewohner dahin.
Stein und Holz werden gesammelt indem man ein Gebiet markiert und den Dorfbewohner somit den Auftrag erteilt alles abzubauen, das sie verwenden können. Die Ressourcen werden im Freien gehortet und von Handwerkern weiterverarbeitet, die daraus Gebäude, Brennholz und Allerlei herstellen, was man zum überleben braucht.
Die Sims
Als Darolyn und Yamila ihr erstes Kind bekommen haben, war dies der erste Zuwachs im neuen Dorf. Der Kleine hiess Ameron und ich habe fast in die Tischkannte gebissen als Darolyn, Fischer von Beruf, gestorben ist, weil ich als Bürgermeister versagt habe. Die Sims von Banished wirken nicht wie anonymen Klone, die wir nur brauchen, um unser Dorf am laufen zu halten, sondern sind Menschen, die dem Spieler oder der Spielerin ans Herz wachsen. Die Häuser werden von echten Familien bewohnt, welche Kinder bekommen aber auch Mitglieder auf natürliche Weise verlieren können. Um den Verstorbenen zu gedenken sollten Friedhof und Kirche gebaut werden, wenn man nicht will, dass die Dorfbewohner auf Dauer unglücklich und somit unproduktiv werden.
Das Handeln der Sims ist jederzeit nachvollziehbar und alles andere als generisch. Als Darolyn noch unter uns weilte, ging er jeden Tag an den Fluss, um Fische zu fangen, welche er am Ende seines Arbeitstages in die Dorfscheune brachte, um anschliessend nach Hause zu seiner Familie zu gehen, wo das Abendessen auf ihn wartete; oder eben nicht. Alle Dorfbewohner haben glaubhafte Bedürfnisse, die es zu befriedigen gilt, wenn man das Dorf auf Dauer erhalten will.

Späte Spielphase
Es ist erfreulich, dass Banished auch nach einigen Stunden Spielzeit nicht an Tiefe verliert, im Gegenteil, je grösser ein Dorf ist, desto mehr muss man sich um seine Schäfchen kümmern. Alkohol ist bekanntlich doch eine (glücklich machende) Lösung und Kinder müssen eben doch zur Schule gehen, wenn später etwas aus ihnen werden soll, oder wir missbrauchen sie als Kinderarbeiter und lassen sie in der Eisenmine schuften.
In der späten Spielphase zeigt sich wie gut man am Anfang vorausgeplant hat. Wurde der demographischen Entwicklung zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, hat man nicht genug Arbeiter sobald die ältere Generation auszusterben beginnt und kann die Nahrungsversorgung nicht mehr gewährleisten.
Mit etwas Pech besucht uns ein Tornado und verwüstet bis zu 99% der Siedlung. Man kann solche Naturkatastrophen allerdings ausschalten, was zumindest für Anfänger empfehlenswert ist.
Fazit
Es muss nicht immer die schönste und Aufwändigste Grafik sein. Tausend verschiedene Gebäudetypen und Komplexität ohne Zweck sind nicht immer der richtige Weg. Es geht auch ohne Onlinezwang. Banished und dessen Entwickler Luke Hodorowicz zeigen dies auf eindrückliche Weise und kommen ohne Millionenbudget bestens zurecht. Wie ist es möglich, dass ein einziger Entwickler eine AAA Produktion wie SimCity (2013) dermassen ins Abseits drängt? Auf den Punkt gebracht: indem er sich tatsächlich von der Fragestellung leiten lässt, was sein Zielpublikum (Aufbau- Städtesimulation Spieler) tatsächlich spielen will und dessen Bedürfnisse durch das Spiel und nicht durch die Marketingabteilung befriedigen lässt. Banished überzeugt durch Spieltiefe, intelligentes Gameplay und eine sehr persönliche Simulation der Bewohner, die auch Maxis versprochen, aber nie geliefert hat.
Banished hat einen gefährlichen Suchtfaktor, der mich selbst nach über vierzig Stunden Spielzeit nicht loslässt und kann allen Simulationsliebhabern empfohlen werden. Aber auch andere Gamer, die ein Spiel haben wollen, das klug, tiefgründig und herausfordernd ist, werden ihre Freude an diesem Indie Titel haben.
